Die prallen Windsäcke entlang der Autobahn A9 Richtung Barcelona weisen dem Surf-Urlauber den Weg zu Kataloniens Surf-Revier nach Leucate. Plötzlich, etwa bei Narbonne, prangt neben der Autobahn zum ersten Mal eine Warnung in vier Sprachen: Achtung, starker Seitenwind, langsam fahren.
Die Indizien in der Landschaft sind eindeutig: Pinien und Zedern neigen ihr Haupt bedrohlich gen Süden. Die wenigen Pflanzen ducken sich tief an die karge, steinige Küstenlandschaft, und der Blick ist frei auf den Etang de Leucate. Erbarmungslos bahnt sich hier der Tramontane, der Wind, der für viele Surfer in Südfrankreich den richtigen Surf-Spass bringt, seinen Weg.
Leucate ist nicht immer der Brutalo-Spot, Surf-Anfänger können im nicht sehr tiefen Etang deutlich leichter wieder aufs Board zurück. An den restlichen Tagen des Jahres ohne den für Surfer so herrlichen Fallwind entpuppen sich Kataloniens Küsten, Meer und Etang als mediterranes Kuschelrevier für Ein-, Aufsteiger und Familien.
Bild: Surfen für Fortgeschrittene - der Tramontane, ein starker Fallwind, kann kräftig blasen
Die Surfbedingungen rund um die meist stehtiefe Salzpfütze in Leucate sind schlichtweg ideal. Surf-Shops, Surfschulen und viele Surf-Ausleihen in den Häfen Kataloniens halten vom Board, Rigg bis hin zu Surfanzugen alles bereit. Die passende Unterkunft in Pyrenees-Orientales (Katalonien) zum Surfurlaub in Leucate finden die Freunde des Surfsports in Leucate-Plage oder im benachbarten Ort Le Barcares.
Zudem ist Frankreich hier noch erschwinglich. Vor falschen Erwartungen freilich muss gewarnt werden. Frankreich ist kein Billig-Land, auch nicht für Surf-Freaks. Der Etang de Leucate liegt an der französischen Mittelmeerküste nahe der spanischen Grenze 15 Kilometer nördlich von Perpignan. Die Anreise nach Katalonien und Leucate ist am bequemsten mit dem Auto. Etangs nennen die Franzosen jede Art von Weiler, grösserem Teich oder eben die hiesigen Salzwasserseen, die durch einen dünnen Strandstreifen vom Meer abgetrennt sind.
Der Etang de Leucate ist etwa 15 km lang und an seiner breitesten Stelle sieben km breit - insgesamt ca. 7000 ha Wasserfläche. Vier Ortschaften liegen an seinen Ufern: das gewachsene, alte Dörfchen Leucate Village, der Strandort Leucate Plage und Port Leucate sowie Le Barcarès - Hier in Le Barcares gibts auch Unterkunft, Leucate ist meist überfüllt. Die Urlaubsurbanisationen erwachen nur während der französischen Sommerferien zu vollem Leben.
Der Tourismus in Katalonien ist perfekt organisiert. Trotzdem steckt noch vieles in den Kinderschuhen: Daß mit Surfern ein Geschäft zu machen ist, haben nur wenige kapiert, Brett- und Materiallagerwünsche stoßen leider vielfach noch auf Unverständnis. Im spanischen Teile von Katalonien hingegen machen Surfreviere und Surf-Anbieter an der Costa Brava, Surfshops und Surfschulen an der Costa Daurada dem Windsurfrevier Leucate zunehmend Konkurrenz.
Gut ausgestattet allerdings sind die Surf-Shops und Surf-Schulen am Etang von Leucate, nahe dem Schwesterort Le Barcares an der Cote Vermeille. Unkompliziert leben Surfer noch immer auf den Campingplätzen der breiten Landzunge zwischen Etang und offenem Meer. Sogar das Wildcampen wird am Etang noch toleriert, wirken woanders die Touristen-Hochburgen auf manche etwas abschreckend, hat sich das karstige Hinterland des Roussillion dagegen durchaus seine Ursprünglichkeit bewahrt. Und wer nicht surfen will, der begeistert sich vieleicht für einen anderen Wassersport.
Foto: VoyageMedia / Katalonien-Netz.de
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